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Jetzt geht’s um die Kirsche auf der Torte

Die DBB-Frauen stehen am Donnerstag (20.45 Uhr kostenlos bei MagentaSport) im EM-Viertelfinale und haben bei ihrer ersten EM-Teilnahme nach 12 Jahren nichts mehr zu verlieren.

Text: Martin Fünkele | Foto: FIBA.

Vier Spiele, drei Siege – die nackte Bilanz kann sich sehen lassen. Bei genauerer Draufsicht auf die Auftritte der deutschen Frauen in Ljubljana, wo seit einer knappen Woche die Europameisterschaft läuft, offenbart sich: Die Ladys sind ein Turnier-Team. Zum Auftakt gegen EM-Favorit Frankreich knapp verloren, gegen Gastgeber Slowenien die Nerven bewahrt, dann in der zweiten Halbzeit gegen Großbritannien das erste Mal guten Basketball gespielt und jetzt gegen die Slowakei nachgelegt. Und zwar so richtig. So richtig groß muss man sagen, was eindeutig die Stärke des deutschen Teams ist: Sechs Spielerinnen sind 1,90 Meter oder größer. Und die größte, Marie Gülich (1,95m), war beim Viertelfinaleinzug nicht zu stoppen: 26 Punkte und 9 Rebounds lieferte die 29-Jährige bei einer Feldwurfquote von 72,2 Prozent ab. Das ist irre.

Schien es zu Beginn des Turniers so, dass die Größe, bzw. das Fehlen der kleinen, kreativen Spielerinnen, ein deutsches Problem sein könnte, hat Bundestrainerin Lisa Thomaidis aus den Stärken ihrer Mannschaft eine klare Identität geschaffen. Die Größe und die Defensive sind das Fundament, individuelle Leistungen wie die von Gülich oder von Leo Fiebich, mit 13 Punkten im Schnitt beste Deutsche, geben dem Team Klasse.

Machen wir uns nix vor: Frauen-Basketball ist ein Zuschussgeschäft. Für die Klubs in der deutschen Bundesliga allemal, für die Spielerinnen, die nicht in der WNBA oder der EuroLeague spielen, auch. Es bedarf also eines hohen Maßes an Leidenschaft, um direkt im Anschluss an eine Saison eine vierwöchige EM-Vorbereitung zu machen, die dann von zwei EM-Wochen gefolgt ist. Und: Damen-Basketball ist anders, also anders als das, was der Basketball-Fan die letzten Wochen in den BBL-Playoffs gesehen hat. Logisch, möchte man meinen. Doof, sagen die anderen. Warte, sag ich. Wer sich auf das niedrigere Tempo einlässt, der entdeckt den Reiz. Ein bisschen ist es wie früher bei Steffi Graf in Roland Garros. Da folgen die Bälle auch immer hin und her – plopp, plopp, plopp. Fast schon meditativ war das. Der Damen-Basketball ist weniger aufgeladen als der der Männer – weniger Testosteron eben. Klar gibt es Highlights wie die Dreier von Emily Bessoir, die Blocks von Gülich oder die Attacken von Lina Sontag. Aber sie passieren eben nicht am laufenden Band – das hat auch was für sich.

Mir geht es wie Svenja Brunckhorst, die kann auch kein Basketballspiel schauen, ohne im Kopf – oder im heimischen Wohnzimmer – mit zu kommentieren. Wenn dich ein Spiel packt, bist du mittendrin: Bei den deutschen Damen ging mir das nicht anders, sie haben mich gepackt. Wenn das Team am Donnerstag (20.45 Uhr live bei MagentaSport) im Viertelfinale gegen Spanien antritt, wird das wieder so sein. Die Spanierinnen sind Weltranglisten-Vierter, Europameister von 2019 und in elf Duellen mit Deutschland achtmal als Siegerinnen vom Platz gegangen. Kurz: Spanien ist klarer Favorit. Unschlagbar ist das Team um Topspielerin Laura Gil (12,3 Pkt. – 7 Reb.) aber nicht: Zum Turnierauftakt verloren die dreifachen Europameisterinnen überraschend gegen Lettland.

Aber auch bei einer Niederlage gegen Spanien – die deutlich wahrscheinlicher als ein Sieg ist – haben die DBB-Damen gewonnen: An Sympathie, an Aufmerksamkeit, an Erfahrung. Der Weg zur WM 2026 in Berlin ist noch lang, die strukturellen Herausforderungen (vor allem in der DBBL) sind noch groß. Dennoch: Auch auf die DBB-Frauen trifft zu, was Dennis Schröder nach dem EM-Bronzemedaillen-Gewinn der Männer gesagt hat: „Wir haben Basketball wieder sexy gemacht.“ Ein bisschen gilt das auch für die Frauen – was nichts mit ihrem Sexappeal zu tun hat. Und das ist gut so.

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