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Manila calling!

Jens Leutenecker ist so nah dran an der DBB-Auswahl wie kaum ein anderer. Für BIG berichtet der Analyst über die Besonderheiten einer außergewöhnlichen WM.

TEXT: Jens Leutenecker

REF YOU SUCK – MANILA IST LUKA-LAND:

11.710 Zuschauer wollten ihn sehen, den NBA-Zauberer aus Slowenien. Step Back-Dreier, No look-Pässe und nach jeder Aktion ein Spruch zum Gegenspieler oder Schiedsrichter – dafür nehmen die Filipinos relativ viel Geld in die Hand. Mit einem Bruttoinlandsprodukt von $3.400 pro Kopf wechselte der DBB-Tross von der Industrienation Japan ($40.000 pro Kopf) in eine deutlich schwächere wirtschaftliche Region – die Ticketpreise haben sich dennoch nicht groß verändert. Im Februar 2016 stellte die philippinische Basketball Liga (PBA) in der Mall of Asia Arena einen Rekord von 23.616 Zuschauern auf, aber die Ticketpreise für das Viertelfinale waren selbst für „Luka Magic“ insgesamt zu hoch. Deshalb standen noch während des Spiels viele Fans vor der Arena mit Doncic-Trikots und starrten gebannt auf ihr Handy, um wenigstens etwas Weltmeisterschaftsatmosphäre schnuppern zu können. Es ist schon sehr schade, dass die FIBA sich für das Geld entscheidet anstatt Fankultur und Liebe zum Spiel mit moderaten Preisen zu fördern – die Basketball-Begeisterung ist da, aber die Kohle eben nicht…

Zwei Geduldsfaden reißen – und die Halle bebt!

Das Basketball auf den Philippinen diesen großen Stellenwert hat, das merkt man nicht zuletzt beim Publikum. Sie wissen, wenn ein gutes Play kommt oder ein Dillon Brooks zu physisch an Luka Doncic verteidigt. Brooks wurde alleine deshalb von den Fans ausgebuht, weil LeBron James und er sich in den NBA-Playoffs ordentlich zofften, und jetzt möchte er auch noch die Luka-Show zerstören?! Doncic spielte eine ordentliche Partie, ließ es sich aber nicht nehmen, konstant an sämtlichen Beteiligten herumzumeckern. Die Schiedsrichter gaben seinen Gegenspielern einfach zu wenige Fouls, der eigene Trainer holte sich trotz unglaublich unfairer Behandlung kein weiteres technisches Foul ab und dann war es irgendwann im vierten Viertel soweit: Fast zeitgleich rissen drei Geduldsfaden, jener von Doncic, der von den Referees und kurze Zeit später der von den Zuschauern. Zweites Technisches für Doncic, Spielausschluss und „REF YOU SUCK“-Gesänge von den Rängen.

Kleine Randnotiz: Deutschland steht seit 20 Jahren wieder in einem WM-Halbfinale und qualifiziert sich für Olympia!

Schnelle Offensive mit Alley-Hoops auf Daniel Theis, präzise Pick’n’Roll-Passketten für den freien Andreas Obst oder Dennis Schröder-Dreier von zwei Metern hinter der Dreierlinie – all das hat man beim 81:79-Sieg der deutschen Nationalmannschaft nicht gesehen. Dennis Schröder geht mit 4 von 26 Würfen aus dem Spiel und tituliert es im Nachklapp als sein „schlechtestes Spiel aller Zeiten als Basketballer“ – die deutsche Bank holt diesmal die Eisen aus dem Feuer, im Speziellen übernimmt das Wagner-Brüderpaar sehr viel Verantwortung und die DBB-Truppe ochst sich zum sechsten Sieg im sechsten Spiel. Brennend interessiert hat das mit 7.500 Zuschauern vor allem die lettischen Fans (mit kräftiger Unterstützung der Litauer) – die Filipinos konzentrierten sich eher auf das Abendspiel zwischen Kanada und Slowenien. Brennend interessieren über die DBB-Spielweise im Viertelfinale sollten sich auch die deutschen Fans nicht, denn das nächste Highlight steht direkt an: Am Freitag geht es gegen die US-Amerikaner, die man in Abu Dhabi nach einem Back-to-back Spiel bereits am Rande einer Niederlage hatte (16-Punkte Führung im dritten Viertel). Kurzum: Deutschland kann mit zwei Siegen Weltmeister werden und nimmt dank Kanadas Sieg über Slowenien bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris teil!

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