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Ein Wahnsinnstripp

ratiopharm ulm reist rund 9000 Kilometer, um am Mittwoch ein Testspiel gegen die Portland Trail Blazers zu bestreiten. Warum? 

ratiopharm ulm schreibt am Mittwoch Basketball-Geschichte: Als erster BBL-Klub treten die Schwaben um 19 Uhr Ortszeit (live mit dem NBA League Pass) gegen ein NBA-Team in den USA an. Im legendären Moda Center von Portland (20.000 Zuschauer) geht es für den Deutschen Meister von 2023 gegen die Portland Trail Blazers – mit Stars wie Anfernee Simons und Jerami Grant.

Was steckt dahinter? Freundschaftsspiele zwischen Euro- und NBA-Teams sind nichts Neues. 188 Begegnungen listet Wikipedia auf, 169 gewannen die Amerikaner, 19 die internationalen Herausforderer. 

„Das ist der absolute Wahnsinn! Ein Kindheitstraum wird wahr“, schwärmt Ulms Neuzugang Nelson Weidemann. Das Timing der Reise könnte aber verrückter kaum sein: Die Ulmer absolvieren in 15 Tagen sechs Spiele in verschiedenen Ländern – von Istanbul über Portland bis Oldenburg. Nach dem Pokal-Aus in Bamberg folgte die erste EuroCup-Pleite in Istanbul, weshalb die Ulmer Reisetruppe mit zwei Niederlagen im Gepäck über den Atlantik fliegt. Und diese Reise ist nicht nur sportlich, sondern auch logistisch eine Mammutaufgabe. Doch für die Gelegenheit auf dem NBA-Parkett zu stehen, nehmen sie das in Kauf.

Der Ex-Ulmer Jeremy Sochan hat es bereits in die NBA geschafft. Foto: Imago/ Agencia EFE

Die Frage, warum ausgerechnet Ulm in Portland antritt, beantwortet Sportdirektor Thorsten Leibenath (49) so: „Portland hat sich gezielt für uns entschieden. Bayern München oder Alba Berlin haben zwar große Namen, aber wir haben uns den Ruf als Talentschmiede für kommende NBA-Stars erarbeitet.“ Tatsächlich haben es bereits vier junge Ulmer in die NBA geschafft, darunter Killian Hayes (Brooklyn Nets) und Jeremy Sochan (San Antonio Spurs). Nun könnten Ben Saraf (18) und Noa Essengue (17) die nächsten sein, die den Sprung schaffen.

Für die Ulmer ist das Spiel mehr als nur ein Freundschaftsspiel. Es ist eine strategische Chance, ihre Position als Sprungbrett in die NBA weiter zu festigen. „Wir haben Scouts von allen 30 NBA-Teams bei unseren Spielen. Das Interesse an unseren Spielern ist riesig“, sagt Leibenath. Besonders der OrangeCampus, Europas modernstes Nachwuchsleistungszentrum, hat den Ruf der Ulmer bei jungen Talenten und deren Agenten weiter gestärkt.

Sollte es einer der Jungs in die NBA schaffen, sind nicht nur die Spieler Nutznießer, sondern auch die Ulmer, die eine Ablösesumme erhalten. Auf rund drei Millionen Dollar schätzt ein NBA-Insider die Erlöse der vergangenen Jahre. Die Schwaben haben einen Weg gefunden, vom aberwitzigen Reichtum der NBA zu partizipieren. Doch die Reise nach Portland ist nicht ohne Risiko. Headcoach Ty Harrelson muss die Belastung seiner Spieler genau im Auge behalten.

Zudem ist der finanzielle Aufwand für das Team ist enorm. Die Reise kostet sechsstellig und wird aus eigener Tasche bezahlt. Dass es eine Antrittsprämie gibt, ist wahrscheinlich, aber nicht bestätigt. Doch für die Ulmer geht es um mehr als nur ein Spiel – es geht um internationale Sichtbarkeit und darum, den Klub auf der Weltkarte des Basketballs weiter zu verankern.
Die Ulmer nehmen alle Strapazen in Kauf. Montag noch in Istanbul im EuroCup, am Mittwoch in Portland, und am Wochenende geht es in der Bundesliga gegen Oldenburg weiter. „Das wird eine knackige Woche“, so Leibenath. „Aber jeder hier freut sich drauf.“
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