Es ist schon großartig: Johannes Thiemann betritt die Arena
und wird als Weltmeister gefeiert. Das war in München so, in Ulm, in Heidelberg
und wird wohl überall dort so sein, wo der ALBA-Center in den nächsten Wochen
auswärts aufläuft. Die BBL zelebriert ihre Weltmeister, und die WM-Helden
zahlen die ihnen entgegengebrachte Liebe mit starken Leistungen zum Saisonstart
zurück.
Hat Deutschland deshalb jetzt das Basketball-Fieber gepackt?
Pusht uns und die Euphoriewelle zur Trendsportart? Ihr wisst ja, wie allergisch
ich auf Hype-Theorien reagiere. Allein derartige Fragen zu formulieren, finde
ich idiotisch. Einen Boom gab es im deutschen Sport nur einmal: Damals in den
80ern, als Bum-Bum-Boris und die Gräfin die deutschen Tennisplätze bauen
ließen. Bei aller Liebe für Dennis, Mo & Co. – diese Wucht wird der
WM-Titel nicht entfalten.
Aber es tut sich schon was: mehr Kinder in den Vereinen,
mehr Mitglieder beim Verband und mehr Zuschauer in den BBL-Arenen. Knapp 4500
Menschen besuchten die ersten drei Spieltage im Schnitt, das ist ein Plus von
über 20 Prozent im Vergleich zum letzten Saisonstart. Und der Sport, den
die Fans derzeit zu sehen bekommen, ist ja auch geil. Zwei der ersten 23 Spiele
gingen in die doppelte Verlängerung, eins befeuerte den Mythos, dass in der BBL
jeder jeden schlagen kann (zumindest Oldenburg München) und drei Partien
sorgten dafür, dass sie in Vechta davon träumen, dass sich Geschichte
wiederholt und RASTA nach 2019 erneut als Aufsteiger in die Playoffs stürmen
könnte.
Einen kleinen Beitrag zur Verstetigung der WM-Begeisterung
wollen wir hier bei BIG auch leisten. Zum einen mit der journalistischen
Einordnung des Sommers in dieser Ausgabe, zum anderen mit einem XXL-Poster, das
die WM-Helden in die Büros, Arbeitszimmer, Hobbyräume und hoffentlich in ganz
viele Kinderzimmer bringen wird. Denn wenn wir die Weltmeister immer um uns
herum haben, lassen sie uns nicht mehr los. Im Keller meiner Eltern hängt noch
heute das EM-Poster von 1993. Die Kinder meiner Familie sind damit groß
geworden – am Bildrand sieht man die Linien und Daten, die ihr Wachstum
dokumentieren. Ein guter Platz also für die Golden Boys von 2023. Vielleicht
hänge ich sie aber auch ins Büro, direkt neben Detlef Schrempf, der für mich
dank des Posters von 1985 immer noch wie 22 aussieht.
Aber ich will hier nicht immer wie der Opa herüberkommen, der
vom Krieg erzählt. So unglaublich cool es war, mit den 93ern ihr 30-jähriges
EM-Jubiläum zu feiern – die Erinnerungen, die nicht dem Kölsch zum Opfer
gefallen sind, habe ich ab Seite 64 aufgeschrieben –, so gespannt bin ich
auf die neuen Gesichter und Geschichten, die diese Saison bringen wird. Wird
Serge Ibaka wirklich so einschlagen, wie es seine Vita vermuten lässt? Kann
Sterling Brown ALBA tragen, und ist Carsen
Edwards tatsächlich die Offensiv-Granate, die er in der Saisonvorbereitung
war? Wir haben acht Spieler porträtiert, die neu in dieser Liga sind und das
Zeug haben, sie in dieser Saison zu prägen.
So ist die aktuelle BIG also wieder mal ein Heft
geworden, das zwischen Historie, Gegenwart und Zukunft wandert und dabei
versucht, die interessantesten Geschichten des deutschen Basketballs zu
entdecken. Dass wir das jetzt schon seit 133 Ausgaben tun, überrascht mich
immer wieder.
In diesem Sinne, euer Martin Fünkele