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„Die Spieler sind der Grund, warum die Leute einschalten“

BIG war zu Gast in Göttingen und hat mit BG-Rekordspieler Mathis Mönninghoff über die europäische Doppelbelastung, seine Zeit am College, sowie die NIL-Regel in der NCAA gesprochen.

Interview: Moritz Poser    Foto: Imago/Nordphoto

Mathis, du bist jetzt ja schon einige Jahre bei der BG und in dieser Saison habt ihr europäisch im FIBA EuropeCup gespielt, was war das für eine Erfahrung?

Eine super Erfahrung, ich habe mir das immer erhofft und gewünscht, dass ich mal europäisch mitspiele, und dass das jetzt diese Saison geklappt hat, war natürlich super. Mal mit den Jungs auf längere Reisen zu gehen, zu fliegen und das alles so mitzuerleben, andere Hallen nochmal zu sehen. Das war sehr cool und würde ich gerne nochmal machen.

Wir haben jetzt im aktuellen Heft (#137) mit Sid-Marlon Theis von den Rostock Seawolves gesprochen, die waren dieses Jahr erstmals europäisch aktiv und er meint, die Doppelbelastung nimmt schon einen Einfluss auf die Liga. Siehst du das auch so?

Ja, das auf jeden Fall. Gerade für uns als Standort Göttingen muss man immer sehr weit reisen, um erstmal zum Flughafen zu kommen. Wir sind jetzt zum Beispiel von Berlin geflogen, sind von München geflogen, von Frankfurt geflogen – da sind natürlich immer Reisestrapazen mit dabei, die man jetzt vielleicht als Standort Frankfurt oder Hamburg nicht hat. Die haben direkt einen Flughafen in der City und das haben wir nicht. Von daher war das natürlich schon anstrengend, teilweise schon zwei Tage vor dem Spiel loszufahren, das merkt man irgendwo, aber trotzdem will man diese Spiele spielen, man will sich international zeigen.

Und letztes Jahr, das erstmal Playoffs gespielt unter Coach Roel Moors, auch eine super Sache, denke ich mal?

Ja, auf jeden Fall auch etwas, das auf meiner Bucket-Liste stand. Wir haben zwar einmal in der Corona-Bubble gespielt, aber das zähle ich nicht so wirklich mit. Von daher, das erste Mal und das war auch einfach ein super Erlebnis. Dreimal gegen München zu spielen, Chancen gehabt, in München das Spiel zu gewinnen – eventuell sogar zu müssen, darüber lässt sich streiten. Eine super Erfahrung, würde ich auch jedes Mal wieder mitnehmen.

Wenn wir beim Thema Erfahrung sind: Ich glaube für viele junge Basketballer ist das College ein großes Ziel. Du warst bei den Gonzaga Bulldogs und jetzt ist es März, also der mit der March Madness heißeste College-Monat. Was war das für eine Erfahrung?

College kann ich eigentlich nur jedem empfehlen, also diese Balance zwischen Basketball und Uni, das ist in Amerika einfach am besten. Aber auch persönlich habe ich mich da sehr weiterentwickelt, weg von der Familie, weg von Freunden, ein komplett neues Leben, das hat mich sehr geprägt und die Zeit will ich auch nicht missen. Ich war zwei Jahre da und es sind schöne zwei Jahre gewesen.

Im College-Sport gab es zuletzt eine große Änderung (BIG #137), die Athleten können jetzt Geld verdienen. Beispiel ist Bronny James der Sohn von LeBron James, der verdient jetzt schon sehr gut Geld im College, dafür dass er ein Rollenspieler ist. Wie siehst du das, findest du das eine gute Sache, dass man am College Geld verdienen kann?

Ja, also an sich finde ich das natürlich gut, dass die Spieler etwas abbekommen. Ich meine die Spieler sind der Grund, warum die Leute einschalten von daher sollten die schon ein bisschen was von den TV-Geldern bekommen, aber die Spanne darf nicht zu groß sein. Also es darf nicht sein, dass einer nur Peanuts bekommt und dann gibt es einen, der nimmt alles mit.  Da muss man eine gute Regelung finden, aber dass die Spieler an sich etwas bekommen, das finde ich gut.

Und meinst du, dass bringt Veränderungen auf den europäischen Spielermarkt, dass mehr talentierte Spieler mit 18,19 aus der NBBL nicht mehr in die ProB gehen, sondern ans College, weil sie dort mehr Geld verdienen könnten?

Ja, das auf jeden Fall, das ist sehr gefährlich für den europäischen Basketball. Das Geld lockt natürlich am Ende und das kann ich irgendwie verstehen, dass dann Spieler sagen, ich gehe lieber ans College, weil ich dann auch noch ein Studium nebenbei machen kann. Was in den USA einfach viel besser kombiniert ist. Diese Entwicklung wird sich früher oder später auch auf den europäischen Markt niederschlagen.

Du bist selbst Vater von zwei Söhnen, würdest du denen später das College nahelegen oder eher den deutschen Basketball?

Diese Kombination aus Schule und Sport ist einfach da drüben am besten. Und wenn meine Jungs das machen wollen, auch mal weg von zuhause, weg von Mama und Papa, dann sollen sie es machen.

Nach deiner Zeit am College warst du in Trier, zwischenzeitlich auch ein Jahr in Tübingen, mittlerweile bist du aber Rekordspieler für die BG Göttingen und zweitbester Scorer der BG-Geschichte. Vor dir steht nur noch Harper Kamp. Ist es ein Ziel von dir, ihn noch einzuholen?

Natürlich nehme ich das gerne mit, klar, aber mir geht es wirklich nur darum, jetzt mit der BG Spiele zu gewinnen, Spaß zu haben und den Leuten was zurückzugeben, die jedes Mal Geld bezahlen, um uns spielen zu sehen. Von daher ist es schön zu hören, Rekordspieler zu sein, die meisten Dreier getroffen zu haben und so weiter. Aber das ist alles nur extra.

Dieses Jahr ist nicht so erfolgreich wie letztes Jahr. Mit dem neuen Coach wart ihr lange mehr im Tabellenkeller. Was ist das Ziel? Soll es noch in Richtung Play-Ins gehen oder guckt ihr weiter nach unten, um euch da erstmal abzusichern?

Wir sollten schon den Blick noch nach unten halten, wir haben jetzt ein wichtiges Spiel gewonnen gegen Heidelberg.  Aber wir sind noch lange nicht safe, also würde ich sagen, erstmal die Spiele gewinnen, die wir gewinnen müssen und dann, wenn noch irgendwas am Ende möglich ist, kann man natürlich noch oben schauen.

Was meinst du, wer ist dieses Jahr der Favorit auf den Meistertitel? Sind es die Bayern oder gibt es wieder eine Überraschung?

Überraschungen sind immer gut. Aber ich glaube diese Saison wird es München machen, die spielen guten Basketball, auch wenn die vielleicht mal nicht so viel Flow oder Bock zu spielen haben, rufen sie immer noch genug ab, um die Spiele zu gewinnen. Von daher glaube ich, dass München das macht.

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