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Achtung: Highlight-Potenzial!

Das ALBERT-SCHWEITZER-TURNIER ist zurück, erstmals seit 2018 wird die inoffizielle U18-Weltmeisterschaft in Mannheim und Viernheim wieder ausgetragen. Der DBB-Nachwuchskoordinator Dirk Bauermann und Spieler des deutschen Premierengewinners von 2016 erklären die Faszination AST

 TEXT: MANUEL BARANIAK

Titelverteidiger Deutschland. Wenn die Basketball-Weltmeisterschaft der Männer 2027 ansteht, wird die DBB-Auswahl mit genau dieser Bezeichnung an den Start gehen. Doch schon in diesem Jahr trägt eine deutsche Mannschaft jenes Etikett des Gejagten am Trikot, mehr noch: Es steht sogar der Threepeat im Raum. Und zwar beim Albert-Schweitzer-Turnier.

Nach der coronabedingten Pause ist das renommierte, internationale Jugend-Turnier in Mannheim und Viernheim vom 30. März bis 6. April zurück. Bei der letzten Ausgabe 2018 holte die deutsche U18 um Turnier-MVP Jonas Mattisseck, dem aktuellen Weltmeister Franz Wagner und auch jetzt noch aufstrebenden Nachwuchsakteuren wie Ariel Hukporti oder Joshua Obiesie den Titel, nachdem bei der Ausgabe davor erstmals eine DBB-Auswahl das AST gewonnen hatte.

Teil jenes 2016er Teams war Kostja Mushidi, der zudem die MVP-Auszeichnung einstrich. „Ich hatte das noch nie zuvor in meinem Leben: dass ich vor Freude explodiert bin und geweint habe. Das war ein Gefühl, wirklich etwas geschafft zu haben“, erinnert sich der Flügelspieler des SYNTAINICS MBC in unserer Oral History (mehr dazu in BIG #126) – der damals durchaus mit Selbstbewusstsein ins Turnier gegangen war: „Ich hatte mit meinen Teamkollegen in Straßburg wie Frank Ntilikina eine kleine Wette am Laufen: dass ich mit der Goldmedaille zurückkommen würde.“

Diese gesunde Portion sportliche Arroganz sah Dirk Bauermann nicht, als er erstmals als Bundestrainer der A-Nationalmannschaft das Albert-Schweitzer-Turnier besucht und das deutsche Team beim Aufwärmen beobachtet hatte. Bauermann – beim DBB als Bundestrainer und Koordinator für den männlichen Nachwuchsbereich zurück – kann sich im Gespräch mit BIG nicht an das genaue Jahr erinnern, wohl aber, was er dort beobachtet hat: „Die Körpersprache gab nicht den Hinweis darauf, dass die Jungs mit der Erwartung ins Spiel gingen zu gewinnen – sondern eher mit der Angst vor der Niederlage“, macht Bauermann deutlich. „Da war mir klar, dass wir auch im Nachwuchsbereich einen Mentalitätswechsel brauchen.“

Deutschland – Greece, Dirk Nowitzki (li, hinten)
Albert Schweitzer Turnier in Mannheim, 
Fotograf: Bernhard Kunz

Daraufhin ist ein gemeinsamer Lehrgang der U16-, U18- und U20-Nationalmannschaften für fünf Tage am Ende der Vereinssaison eingeführt worden, bei dem „Grundpfeiler gezogen werden“, wie Bauermann es nennt. „Wir haben mit ihnen viel über Selbstvertrauen, Körpersprache und Einstellung gesprochen. Was es bedeutet, für das eigene Land zu spielen und deutscher Nationalspieler zu sein.“ Bauermann selbst gilt in diesen Jahren als Initiator der 6+6-Regel in der BBL, weitere Standards wie hauptamtliche Jugendtrainer folgen. Die Einführung der NBBL und JBBL trägt Früchte – bis in die Gegenwart, wo ein deutsches Team 2016 oder 2018 eben ein Albert-Schweitzer-Turnier gewinnen kann.

So geht Harald Stein, der U18-Bundestrainer beim AST-Titel 2016 und jetzige Sportdirektor der ungarischen Vasas-Kosarlabda-Akademie, in der Oral History auch genau dorthin zurück: „Der Schlüssel zum Turniererfolg liegt schon in den Jahren zuvor: dass wir als Trainer gemeinsam einen deutschen Weg, wie wir Basketball spielen wollen, und ein Konzept entwickelt haben. Dirk Bauermann war der Vorreiter, Kay Blümel hat diesen Weg als Nachwuchs-Bundestrainer bei den ,Talenten mit Perspektive‘ implementiert.“

Die Bezeichnung der Talente mit Perspektive trifft es auch beim Albert-Schweitzer-Turnier gut, treffen dort doch Nachwuchsnationalspieler aus aller Herren Länder aufeinander. In diesem Jahr ist das zwölf Team starke Teilnehmerfeld mit Nationen aus allen Kontinenten von Australien bis China, von Ägypten bis Argentinien besetzt. „Es gibt ja diese Euro Prospects Rankings, und Borisa Simanic war da immer in den Top 3, Top 4“, schneidet Richard Freudenberg den Vergleich an, den man als Nachwuchsspieler mit anderen Prospects zieht. „Natürlich dachte man sich: Ich bin das, nicht du. Man kennt sich von Jugendturnieren oder Camps wie ,Basketball Without Borders‘, hat dort eine coole Zeit und ist mit den Jungs befreundet – aber im Endeffekt ist es schon so, dass du ihnen in den Arsch treten willst.“ Da ist es wieder, dieses neue Selbstbewusstsein deutscher Nachwuchsspieler.

2024 wird die USA nicht dabei sein – zum ersten Mal überhaupt in der 66-jährigen AST-Geschichte. Für die US-Amerikaner passt das Turnier nicht mehr in den Terminkalender, schon bei den letzten Ausgaben waren nicht die besten US-Prospects dabei. Für Bauermann wiegt das gar nicht so schwer: „Für mich ist es eher schade, dass Spanien nicht dabei ist, die hätte ich gerne gesehen.“ Denn gerade der spanische Nachwuchs-Basketball gilt als das Nonplusultra, man erinnere sich: 2022 standen alle männlichen und weiblichen Nachwuchsteams Spaniens, acht an der Zahl, in einem Endspiel von Europa- und Weltmeisterschaften.

Den spanischen Nachwuchs-Basketball lernen aktuell auch zwei 17-jährige deutsche Spieler kennen, die (leider nicht) beim Albert-Schweitzer-Turnier auflaufen werden: Declan Duru, der 2021 bei Real Madrid unterschrieben hat, und Mathieu Grujicic, der im vergangenen Sommer von Berlin zum FC Barcelona gewechselt ist. Laut Bauermann – der die U17 als Bundestrainer betreut – wird Duru sicher dabei sein, bei Grujicic sei er positiv gestimmt. Duru war seiner Altersklasse schon immer athletisch voraus, hat sich mittlerweile auch basketballerisch entwickelt, wobei er am besten im Fastbreak aufgehoben ist. Grujicic deutet schon jetzt das Potenzial eines groß gewachsenen Kreativspielers an. Fehlen wird dem U17-Team derweil Davi Remagen, der am Knie operiert worden ist und seine Reha absolviert, in der Vorrunde aber kurz zum Team stoßen soll.

Zum ersten Mal seit 2010 tritt neben einer deutschen U18- also auch wieder eine U17-Nationalmannschaft beim AST an. Das hat einen einfachen, wie auch wichtigen Grund: Denn die U16-Auswahl qualifizierte sich im vergangenen Jahr durch den fünften Platz bei der EM für die diesjährige U17-WM. „Für die U17 bedeutet dieses Albert-Schweitzer-Turnier, sich zu zeigen, aber vor allem, sich als Mannschaft wiederzufinden, sich weiterzuentwickeln und sich auch für die WM vorzubereiten“, erklärt Bauermann, der dabei von Stephen Arigbabu als Assistant Coach unterstützt wird, der wie Harald Stein an der Vasas-Kosarlabda-Akademie arbeitet.

Die ganze Story lest ihr in BIG #137

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