Wie Maodo Lo unter den Überbelastungen eines brutalen Wettkampfkalenders litt und welche Konsequenzen wir daraus ziehen sollten. In BIG #127 spricht der 30-Jährige über seine Schmerzen.
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Maodo for three! Erst der Cross-over, dann der Step-back, dann der Dreier – so kennen wir den Berliner Nationalspieler. So spielte er im Sommer für die Nationalmannschaft, so tut er es aktuell wieder für ALBA. Vor einigen Wochen sah das noch ganz anders aus. Da steckte Lo in einem Loch, gegraben durch unzählige Spiele, Trainingseinheiten und Reisen. Allein für Berlin hat er über 180 Pflichtspiele bestritten – in nicht mal drei Jahren. Jetzt, da es wieder läuft und Lo in der BBL zuletzt 25 Punkte markierte und auch in der EuroLeague wieder starke Zahlen auflegte, könnte man das lapidar beiseite wischen, was er in der aktuellen BIG gesagt hat.
„Ich merke, wie mein Körper sich diese Saison regelrecht wehrt“, sagt Lo gegenüber BIG-Autor Frank Weiss. In seinem lesenswerten Text lässt Weiss den Berliner seinen Saisonstart rekapitulieren. „Ich habe mich ja zum Glück nie verletzt. Aber nachdem ich ein Spiel absolviert hatte, stauten sich überall Schmerzen an, Flüssigkeit im Knöchel und im Knie. So sehr, dass ich nicht mehr trainieren und spielen konnte und aussetzen musste.“
Lo erzählt das ohne Not. Nicht weil er ein aktuelles Formtief erklären muss, sondern weil er darauf hinweisen will, wie brutal das Geschäft ist, in dem er seit sieben Jahren sein Geld verdient. Als Zuschauer feiern wir die Athleten, die teilweise drei Spiele die Woche abreißen. Ist ja ihr Job, ist ja geil, wenn man so viel Basketball in der Halle oder vor der Mattscheibe verfolgen kann.
Wenn dann aber einer wie Lo sagt: „Man spielt, kann aber nicht sein Spiel spielen. Die Schnelligkeit, die Explosivität fehlt, man hat Schmerzen im Körper und keine Kondition.“ Und: „Das ist nicht nur körperlich ein Problem, es macht auch mental etwas mit dir.“ Dann sollten wir hinhören und uns fragen, wo das hinführt, wenn die nationalen Ligen, die EuroLeague und die FIBA immer mehr Spiele in die begrenzte (sportliche) Lebenszeit ihrer Protagonisten pressen.
Diese Frage haben wir auch Marko Pesic gestellt, der mit den Bayern seit sieben Jahren den Spagat zwischen nationalem Anspruch und internationalen Träumen versucht. Doch Pesic ist nicht nur Bayern-Boss, er ist auch Teil eines Gremiums, das versucht, den siebenjährigen Streit zwischen FIBA und EuroLeague zu beenden. Er sagt: „Wir müssen versuchen, das europäische Ökosystem als Ganzes zu betrachten. So, wie sie jetzt ist, ist diese Basketballwelt nicht gesund.“ Denn eines ist klar: Mehr geht nicht. Mehr Spiele sind irre, mehr Wettbewerbe sind fatal. Denn die Konsequenzen sind unausweichlich. „Ich will spielen. Doch die clevere Entscheidung wäre, der Nationalmannschaft abzusagen und meinem Körper Ruhe zu geben. Das ist klar. Doch ob ich diese clevere Entscheidung treffen werde, weiß ich nicht“, sagt Lo über die WM im Sommer. Der Berliner hat sich nie nennenswert verletzt – er kann einfach nicht mehr.
Abonnent:innen und erhalten die 127. Ausgabe von BIG bereits am 30. März, am Kiosk ist das Heft ab 04. April erhältlich.